Die neusten Zahlen zur Schweizer Konjunktur sind erfreulich. Gemäss Seco (Konjunkturtendenzen Herbst 2016) wuchs das BIP im zweiten Quartal 2016 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal.
Zudem ist das Wachstum breit abgestützt: Fast alle Branchen tragen zum Aufschwung bei. Einzige Ausnahme ist die verarbeitende Industrie (blau), wie die Grafik zeigt. Doch ihr negativer Beitrag ist gering, ausserdem lief es in den beiden Quartalen zuvor sehr gut.
Auch der neuste Wert des KOF-Konjunkturbarometers ist erfreulich. Er stieg im Oktober 2016 um 3,1 Punkte auf einen aktuellen Stand von 104,7 und steht so hoch wie zuletzt im Januar 2014.
Gleichzeitig aber bleibt die Konsumentenstimmung negativ. Seit bald zwei Jahren ist sie deutlich im Minus. Offenbar glauben die Leute nicht, dass der Aufschwung nachhaltig ist, wie die blaue Linie auf der Grafik zeigt.
Wie lässt sich dieser anhaltende Pessimismus der Konsumenten erklären?
Es ist immer schwierig, die letzten Motive der Befragten zu ergründen. Zudem hat die Messmethode ihre Nachteile. Sie beruht auf der telefonischen Umfrage von 1200 Haushalten. Gleichwohl darf man vermuten, dass die Befragten gute Gründe haben, warum sie pessimistisch bleiben. Dazu zwei Beobachtungen.
Erstens ist die Schweizer Wirtschaft nach dem Frankenschock in eine Rezession geglitten, wenn man den Transithandel herausrechnet, der wenig beschäftigungswirksam ist. Das zeigt sich, wenn man das BIP gemäss Produktionsansatz berechnet. Hier sind die Zahlen aus dem Seco-Bericht. Im zweiten Quartal 2015 resultierte nur wegen der dritten Gruppe (Handel, Kommunikation, Transport & Gastgewerbe) ein knappes Plus des BIP von 0,1 Prozent. Der Transithandel hat im zweiten Quartal 2015 besonders stark zugelegt.
Zweitens ist das Beschäftigungswachstum insgesamt auch im zweiten Quartal 2016 bescheiden geblieben – nach drei Quartalen mit rückläufiger Beschäftigung. Die Arbeitslosigkeit steigt immer noch.
Zudem besteht seit sieben Jahren eine grosse Ungleichheit zwischen Industrie und Dienstleistungen, wie eine Grafik aus dem neusten Quartalsbericht der SNB zeigt. Das Beschäftigungsniveau in der Industrie ist immer noch tiefer als 2007!
So gesehen ändern die neusten positiven BIP-Zahlen wenig am mehrjährigen Ungleichgewicht zwischen Aussenwirtschaft und Innenwirtschaft. Das Einzige, was sich in den letzten Quartalen geändert hat, ist der Bau (rote Linie). Der Rückgang der Beschäftigten in diesem Sektor könnte eine Konjunkturwende auf dem Binnenmarkt einleiten. Das würde nicht nur die wirtschaftlichen Aussichten, sondern auch die politische Diskussion in Bern völlig verändern.
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