In den letzten dreissig Jahren fand immer im siebten Jahr der Dekade eine grössere Finanzkrise statt. Ist das blosser Zufall, oder steckt dahinter eine Regelmässigkeit, die wir ernst nehmen müssen?
Auf den ersten Blick haben die Finanzkrisen nichts Gemeinsames, denn sie gehören unterschiedlichen Typen an.
- Die Krise von 1987 bestand in einem Aktiencrash. Innerhalb eines Tages brachen die Aktienmärkte um 22 Prozent ein! Die Zugewinne eines Jahres lösten sich in Luft auf. Man sprach vom Black Monday.
- 1997 brach die Asienkrise in Thailand aus. Die thailändische Währung, der Baht, wertete sich innerhalb von wenigen Tagen gegenüber dem US-Dollar um 50 Prozent ab. Danach weitete sich die Krise auf den ganzen südostasiatischen Raum aus. Die Krise hatte bald globale Auswirkungen, erfasste Russland und Lateinamerika und brachte einen der grössten Hedgefonds der Wallstreet ins Straucheln.
- Im August 2007 brach schliesslich die letzte Finanzkrise aus. Der Ted Spread – der Unterschied zwischen einem dreimonatigen US Treasury und dem ungesicherten Interbankenmarkt-Zins – schoss deutlich in die Höhe, was auf einen Liquiditätsengpass im globalen Finanzsystem hinwies. Nach einer vorübergehenden Beruhigung stieg der Ted Spread im Anschluss an die Lehman-Pleite noch höher und griff auf die Weltwirtschaft über.
Die drei Krisen könnten also nicht unterschiedlicher sein. Gibt es dennoch ein Muster?
Nur teilweise. Der Börsencrash von 1987 war keine Finanzkrise, die diesen Namen wirklich verdient. Die Börsenmärkte korrigierten bald wieder, und die Realwirtschaft war kaum betroffen. Die logarithmisch aufgetragenen Börsenkurse zeigen klar, dass der Schock von 1987 nur ein vorübergehender war:
Aber die Asienkrise von 1997 und die Bankenkrise von 2007 haben durchaus einen gemeinsamen Nenner. In beiden Fällen haben die steigenden US-Zinsen die Krisen ausgelöst. Die folgende Grafik zeigt den kurzfristigen Zins (inflationsbereinigt), der vom Fed gesteuert wird. 1987 fiel in eine Zeit des sinkenden Zinses, die Asienkrise und die Bankenkrise hingegen fanden in einer späten Phase des Zinszyklus statt.
Die aktuelle Diskussion um die Zukunft der Zinsen ist also keineswegs eine Geschichte der Gegenwart, sondern ist inspiriert von früheren Phasen. Wenn die Zinsen steigen, wird früher oder später mit einer neuerlichen Finanzkrise zu rechnen sein. Wo sie anfängt und wie weit sie sich ins Finanzsystem einfressen wird, wissen wir nicht. Aber angesichts des hohen Verschuldungsgrades in einzelnen Teilmärkten dürfte die Erschütterung gross sein.
Ob diese Korrektur schon 2017 eintreffen wird? Vermutlich nicht. Das Fed wird die Zinsen nur behutsam erhöhen, und die Verkürzung der Fed-Bilanz, die bereits angekündigt worden ist, dürfte vorerst auch nur in homöopathischen Dosen erfolgen. Aber wer weiss das schon? Den genauen Zeitpunkt von Finanzkrisen zu prognostizieren, ist äusserst schwierig.
Der Beitrag Das verflixte siebte Jahr erschien zuerst auf Never Mind the Markets.