Monopoly gilt als das Spiel, in dem Kinder die Regeln des wirtschaftlichen Erfolgs kennen lernen. Nur, was lernt man eigentlich dabei? Und: Ist diese Lektion nützlich für die Allgemeinheit?
Die Antwort ist ernüchternd. Wie das Spiel heisst, geht es ja primär darum, alle Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen und ein Monopol zu errichten. Das widerspricht aber jeder ökonomischen Theorie, die den permanenten Wettbewerb zum Erfolgselixier erklärt. Monopole dagegen erlauben dem Anbieter, höhere Preise durchzusetzen und es sich bequem einzurichten.
Ein Spiel, das den Kindern die Regeln und Vorteile des Kapitalismus beibringen soll, müsste also völlig anders konstruiert sein. Es sollte zeigen, dass Monopole schlecht sind, nicht gut.
Plädoyer für die Verstaatlichung des Bodens
Interessanterweise war dies genau die Absicht, mit der die Monopoly-Erfinderin 1903 das Brettspiel patentierte. Die Amerikanerin Elizabeth Magie (geboren 1866) war nämlich Zeit ihres Lebens eine Anhängerin des Progressive Movement, das sich formierte, um die Monopolmacht von Carnegie, Mellon und Rockefeller zu brechen. Mit ihrem Spiel wollte sie zeigen, wie verheerend sich Monopolmacht im Boden- und Immobilienmarkt auswirken kann.
Ihr Spiel hiess deshalb ursprünglich «The Landlord’s Game». Die Spieler sollten sehen, wie ein unregulierter Markt sie schnell in Abhängigkeit eines einzigen Grossgrundbesitzers bringen konnte.
Anti-monopolitisches Monopoly?
Um die pädagogische Absicht zu verdeutlichen, erfand Magie zudem zwei Spielvarianten: eine monopolistische, wie wir sie heute kennen, und eine anti-monopolitische, wo die Spieler reicher werden, wenn der Wettbewerb aufrechterhalten wird. Die beiden Varianten wurden auch im Unterricht an den Colleges eingesetzt und weiterentwickelt.
Magie berief sich bei ihren Überlegungen auf den 1879 publizierten Bestseller «Progress and Poverty» von Henry George. Der amerikanische Journalist und Ökonom war einer der führenden theoretischen Köpfe des Progressive Movement. Er plädierte für eine Verstaatlichung des Bodens, um die damals wachsende Ungleichheit in den amerikanischen Grossstädten in Schranken zu halten.
Das grosse Geld machten andere
Dass die heutigen Monopoly-Spieler sich dieser historischen Wurzeln nicht mehr bewusst sind, verwundert nicht. Aber der Rückgriff auf die Geschichte erklärt, warum die Behauptung, dass Monopoly als Lehrgang für wirtschaftlichen Erfolg anzusehen ist, ins Leere läuft.
Erwähnt werden muss auch, dass Elizabeth Magie die Früchte ihres Erfolgs nie ernten konnte. Das grosse Geld mit der Vermarktung machten andere. Es war vielmehr Charles Darrow, der in den 1930er-Jahren die Grundidee des Spiels übernahm und unter neuem Namen und Design vermarktete. Darrow wurde bald Millionär und verbreitete die Legende, dass er der Vater des erfolgreichen Spiels sei. Erst in den 1970er-Jahren wurde allmählich bekannt, dass Magie die eigentliche Erfinderin gewesen war.
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