Es sind mittlerweile zehn Jahre seit Beginn der US-Finanzkrise vergangen. Damals, im Sommer 2006, begannen die Häuserpreise zu sinken, wenige Monate später kam es zu ersten Liquiditätsengpässen auf den Finanzmärkten. Hier die entsprechende Grafik dazu:
Die Schweizer Grossbanken CS und UBS wurden bekanntlich besonders stark getroffen. Im Oktober 2008 griffen der Bund und die Nationalbank ein, um die Situation zu beruhigen.
In der historischen Perspektive war diese Aktion nicht einzigartig. Schon in den 1930er-Jahren mussten die Behörden einzelnen Grossbanken unter die Arme greifen. Dennoch war, was 2008 passierte, nicht einfach eine Wiederholung der Vergangenheit. Zum ersten Mal nämlich griff der Staat ein, um eine der beiden führenden Grossbanken zu stabilisieren. In den 1930er-Jahren war es die zweite Garde, die Unterstützung brauchte, vor allem die Schweizerische Volksbank (Bern) und die Banque d’Escompte (Genf). Der Bankverein und die Kreditanstalt, damals die beiden internationalen Leuchttürme des Finanzplatzes Schweiz, kamen ohne Hilfe durch.
War 2008 wegen dieser Besonderheit schlimmer als alle schweizerischen Bankenkrisen zuvor?
Es hängt davon ab, welchen Indikator man nimmt. Fokussiert man auf die direkten Kosten für die Steuerzahler, so war 2008 keineswegs schlimm. Weder die SNB, die der UBS Wertpapiere in der Höhe von Dutzenden von Milliarden Franken abnahm, noch der Bund, der sich mit ein paar Milliarden temporär über eine Wandelanleihe beteiligte, machten Verlust. Im Gegenteil: Beide Institutionen erwirtschafteten Milliardengewinne.
In den 1930er-Jahren resultierte hingegen ein direkter Verlust von 50 Millionen Franken, was damals einem Viertel eines jährlichen Bundeshaushalts entsprach. In Bezug zum Nettosozialprodukt war die Summe allerdings nicht horrend: 50 Millionen Franken machten 1933 weniger als 1 Prozent aus. Der Bundeshaushalt war damals noch bescheiden.
Die SNB konnte nicht helfen
Mit Abstand am teuersten war die Bankenkrise der 1990er-Jahre, die als Folge der Immobilienkrise eintrat. Meine Schätzung ist, dass die Steuerzahler etwa 1 Prozent des BIP bezahlen mussten, um die Verluste zu decken. Der Grund für die relativ hohe Zahl war der dezentrale Charakter der Bankenkrise. Es traf nicht nur Grossbanken (Bank Leu, Volksbank) und kleine Banken (z. B. Spar- und Leihkasse Thun), sondern auch die staatlichen Kantonalbanken. In Bern, Genf und Waadt musste der Kanton als Kreditgeber in letzter Instanz (Lender of Last Resort) einspringen. Die SNB konnte nicht helfen.
Die hohen Rettungskosten schlugen sich auch im BIP nieder. Gemäss einem neueren Paper (Quelle) sieht die Rechnung folgendermassen aus. D1991 steht für die Bankenkrise der 1990er-Jahre. Der BIP-Verlust war mit –0,406 deutlich höher als bei den anderen Krisen. Die Zahl bedeutet, dass 40 Prozent der BIP-Abweichung vom langfristigen Trend mit der Bankenkrise erklärt werden können. Das ist enorm viel.
Die Gefahr einer Schweizer Bankenkrise lauert also nicht nur im internationalen Geschäft der Grossbanken. Ebenso gefährlich und potenziell kostspieliger sind inländische Bankenkrisen, weil sie schwieriger zu lösen sind. Wenn eine Grossbank Probleme bekommt, können Bund und SNB recht schnell reagieren und Garantien abgeben. Bei grossen Kantonalbanken ist das schwierig, weil die Kantone schnell überfordert sind.
Wann und wo die nächste Bankenkrise ausbrechen wird, ob im Ausland oder im Inland, wissen wir nicht. Aber eines ist klar: Falls sie im Inland ausbricht, weil zum Beispiel der Immobilienboom abrupt zu Ende geht, kann es richtig teuer werden.
Der Beitrag Die schlimmste Bankenkrise der Schweizer Geschichte erschien zuerst auf Never Mind the Markets.