Die starken Aufwertungsschübe des Schweizer Frankens von 2011 und 2015 haben die Metall- und Maschinenindustrie hart getroffen. Die Exporte sind stark geschrumpft, die Zahl der Beschäftigen ist seit Jahren rückläufig.
Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Exporte der MEM-Industrie (Metall-, Elektro- und Maschinenindustrie). Die Daten stammen von der Eidgenössischen Zollverwaltung. Es handelt sich um nominale Daten. Rechnete man zusätzlich die Inflation heraus, sähe die Lage aus langfristiger Perspektive noch schlechter aus.
Andere Branchen kamen hingegen glimpflich davon. Vor allem die Medizin- und Pharmabranche erwies sich als resistent, wie die folgende Grafik zeigt. 2011 und 2015 waren schwierige Jahre, aber es fand kein Einbruch statt, die Exporte pausierten lediglich nach einer starken Wachstumsphase.
Woran liegt es, dass Medizin und Pharma in diesem widrigen Umfeld so gut abschnitten? Oft wird argumentiert, dass Roche und Novartis mit ihrem starken Pharmasortiment kaum von Wechselkursschwankungen betroffen seien. Die Daten sprechen jedoch eine andere Sprache, wie Marc Brütsch, Chefökonom der Swiss Life, unlängst ausgerechnet hat.
In den entscheidenden Jahren 2011 und 2015 brillierten nämlich nicht die grossen Basler Firmen, sondern die kleinen Unternehmen, die auf die Produktion von Antisera aus Blut spezialisiert sind.
Die folgende Grafik zeigt die jährliche Zunahme bzw. Abnahme der Medizin- und Pharmaexporte und der Antiseraexporte. 2011 und 2015 nahmen die Antiseraexporte um 1,7 bzw. 1,6 Milliarden Franken zu, die Medizin- und Pharmaexporte hingegen steigen nur um 0,2 und 0,5 Milliarden Franken.
Auch in anderen Jahren ist der Beitrag der Antiserafirmen ausserordentlich gewesen. Nur 2010, 2012 und 2016 war der Beitrag zu den Medizin- und Pharmaexporten vernachlässigbar.
Etwas überspitzt könnte man also sagen: Es sind nur ein paar Tausend Beschäftigte im Blutgeschäft, die den gesamten Schweizer Export über die schwierigen Jahre hinweg stabilisiert haben!
Dieser eindrückliche Erfolg ist einerseits erfreulich, weil er zeigt, wie leistungsfähig mittelgrosse Betriebe sein können. Auf der anderen Seite zeigt das Beispiel einmal mehr, wie irreführend aggregierte Daten sein können. Das Gesamtbild sieht gut aus, aber dahinter verbergen sich enorme Unterschiede zwischen den Industriesektoren.
Der Beitrag Blutpräparate stabilisieren das Exportgeschäft erschien zuerst auf Never Mind the Markets.