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Channel: Tobias Straumann – Never Mind the Markets
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Wann kommen die Kapitalverkehrskontrollen?

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Die Ersparnisse in Sicherheit bringen: Kundinnen vor einem Bankautomaten in Athen. Foto: Keystone

Die Verhandlungen zwischen Griechenland und den anderen Euroländern sind am Montag ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Am Freitag will man sich wieder treffen.

Was wird als Nächstes passieren? Das Wahrscheinlichste ist, dass Griechenland bald Kapitalverkehrskontrollen einführen und den Bezug von Sparguthaben beschränken wird. Seit Wochen holen die Griechen ihr Geld bei den Banken ab, um es in Sicherheit zu bringen. Das griechische Bankensystem wird dadurch immer instabiler.

Wie die Einführung von Kontrollen vor sich geht, konnte man in Zypern vor zwei Jahren beobachten. Übers Wochenende entschieden die Behörden, dass der zypriotische Euro von nun an nicht mehr mit in den normalen Euro umgetauscht werden konnte. Zypern trat dadurch temporär aus der Währungsunion aus. Auf dem Schwarzmarkt notierte der zypriotische Euro bisweilen unter dem offiziellen Kurs.

Das Beispiel Zyperns verdeutlicht auch, dass die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen nicht zu einem permanenten Austritt führen muss. Denn mittlerweile hat Zypern diese Kontrollen wieder stark lockern können, ohne dass es zu einer neuerlichen Kapitalflucht gekommen wäre.

Kapitalverkehrskontrollen erleichtern es aber durchaus, eine neue Währung einzuführen. Griechenland bräuchte jetzt nämlich nur noch die vorhandenen Euronoten zu stempeln und zur neuen griechischen Währung zu erklären. Dieses Vorgehen wurde in der Geschichte immer wieder gewählt, etwa in den Nachfolgestaaten von Österreich-Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg. In einem zweiten Schritt wurden dann die abgestempelten Noten durch neue Banknoten ersetzt.

Wann werden die Kapitalverkehrskontrollen kommen? Das ist unmöglich vorauszusehen. Die US-Bank J.P. Morgan erklärt in einer neuen Studie, dass die griechischen Banken noch 14 Wochen durchhalten können, wenn sich der Rhythmus der Abzüge nicht beschleunigt. Die Rechnung lautet: Im Moment verliert das griechische Bankensystem etwa zwei Milliarden Euro pro Woche, verkraften kann es den Verlust von 28 Milliarden Euro (Quelle).

Das Tempo der Abzüge kann sich allerdings beschleunigen, wenn die Bevölkerung das Vertrauen verliert. Bisher haben die stockenden Verhandlungen keinen grossen Einfluss gehabt. Wie lange noch?

 


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